Rückblick – Konferenz ‚Innen- & Außenentwicklung – Perspektiven für kleine und mittlere Kommunen‘

22.11.2018

Am 7. November 2018 fand in der Kulturhalle in Münster (Hessen) eine ganztägige Konferenz statt, die sich mit der Thematik Innen- und Außenentwicklung beschäftigte. Die gut besuchte Tagung wurde im Rahmen des vom BMBF geförderten Forschungsprojektes ‚AktVis‘ initiiert und von der Technischen Universität Darmstadt gemeinsam mit der Gemeinde Münster(Hessen) und dem Institut für Kommunale Geoinformationssysteme e. V. veranstaltet.

Am 7. November 2018 fand in der Kulturhalle in Münster (Hessen) eine ganztägige Konferenz statt, die sich mit der Thematik Innen- und Außenentwicklung beschäftigte. Die gut besuchte Tagung wurde im Rahmen des vom BMBF geförderten Forschungsprojektes ‚AktVis‘ initiiert und von der Technischen Universität Darmstadt gemeinsam mit der Gemeinde Münster(Hessen) und dem Institut für Kommunale Geoinformationssysteme e. V. veranstaltet. Den Anlass für die Veranstaltung gaben aktuelle Entwicklungen und der Wunsch den Austausch, vor allem zwischen kleinen und mittleren Kommunen, zu der Thematik zu unterstützen. Der Einladung folgte ein bunt gemischtes Publikum von Vertreter_Innen aus Verwaltung und Politik, Privatwirtschaft sowie Forschung.

Zuwanderung in Metropolregionen und ihrem Umland, wie in die Region FrankfurtRheinMain, führen zu einem erheblichen Bedarf an Wohnraum sowie an Flächen zur Schaffung von Arbeitsplätzen. Gleichzeitig sollen aber keine zusätzlichen landwirtschaftlichen Flächen oder Wald für Siedlungszwecke in Anspruch genommen werden. Vielmehr soll dieser Bedarf durch Maßnahmen der Innenentwicklung gedeckt werden. Gleichzeitig verfügen viele große Städte auch kaum noch über geeignete Flächen für eine Außenentwicklung. Die großen zusammenhängenden Potenziale im Innenbereich, wie ehemalige Bahngelände oder Kasernen, wurden bereits weitgehend für Wohn- und Gewerbezwecke umgewandelt. Nachverdichtungen bestehender Wohn- und Gewerbequartiere werden nur bis zu einem gewissen Maß von der aktuellen Bewohnerschaft akzeptiert und sind auch aufgrund von zukünftigen Auswirkungen des Klimawandels nicht immer sinnvoll. Daher entsteht ein hoher Siedlungsdruck auf die mittleren und kleinen Städte und Gemeinden innerhalb und am Rande der Metropolregionen. Da Außenentwicklungen in diesen Kommunen bei einer ganzheitlichen Kosten-Nutzen-Analyse häufig wirtschaftlich nicht sinnvoll sind, müssen sie eine strukturierte Innenentwicklung betreiben. Dieser Ansatz erfordert neben einer Mitwirkungsbereitschaft der Immobilieneigentümer_Innen auch große personelle und finanzielle Ressourcen, über die mittlere und kleine Kommunen kaum verfügen.

Diese Herausforderungen und mögliche Lösungen adressierte die Konferenz, die in vier Blöcken gegliedert war. Hierzu wurden den etwa 100 Teilnehmer_Innen zunächst die aktuellen planerischen und rechtlichen Rahmenbedingungen mit dem Schwerpunkt auf Südhessen erläutert. Herr Kornmann vom Büro Albert Speer & Partner zeigte die aktuellen Herausforderungen für Südhessen entstehend aus Bevölkerungszuzug sowie geändertem Wohn- und Einkaufsverhalten. Diese im Auftrag des Regierungspräsidiums Darmstadt zusammengestellten Analyseergebnisse sind der erste Schritt im Zuge der Entwicklung eines regionalen Entwicklungskonzepts für eine Neuaufstellung des Regionalplans Südhessen/Regionaler Flächennutzungsplan für den Ballungsraum FrankfurtRheinMain. Ergänzend zu den regionalen Rahmenbedingungen führte Frau Dr. Zeiß vom Regierungspräsidium Darmstadt im zweiten Vortrag dieses Blockes in die Vorgaben der hessischen Landesentwicklungsplanung mit der 3. Änderung vom 10. September 2018 sowie die des noch gültigen Regionalplans Südhessen/Regionaler Flächennutzungsplan aus dem Jahr 2010 ein. Die bauplanungsrechtlichen Vorgaben des Baugesetzbuchs erläuterte dann Dr. Diederichsen aus der Rechtsanwaltssozietät Haldenwang Rechtsanwälte in gewohnt anwendungsorientierter Weise.

Welche aktuellen Forschungsergebnisse die Wissenschaft in Kooperation mit der Praxis anbieten kann, war dann Gegenstand des zweiten Vortragsblockes. Frau Dr. Bock vom Deutschen Institut für Urbanistik (Berlin) führte hierzu in das derzeit noch laufende Forschungsprogramm ‚Kommunen-innovativ‘ (www.kommunen-innovativ.de) des Bundesministeriums für Bildung und Forschung ein. Von den dort derzeit geförderten 30 Forschungsprojekten beschäftigen sich verschiedene auch mit der Thematik Innenentwicklung. Dementsprechend bekamen drei der Projekte die Gelegenheit ihre (vorläufigen) Ergebnisse vorzustellen. Das Projekt ‚Ortsinnenentwicklung‘ (www.dorfunddu.de), vorgestellt von Herrn Herling, Leiter des Projekts bei der Stadt Butzbach, erläuterte die im Projekt gewählten Ansätze und gemachten Erfahrungen um eine Regionalstrategie Ortsinnenentwicklung in der LEADER-Region Wetterau/Oberhessen zu etablieren. Herr Dr. Stieß vom Institut für sozialökologische Forschung aus Frankfurt stellte im zweiten Vortrag aus dem Projekt ‚LebensRäume – Wohnraumbedarfe und interkommunalen Kooperationsformen‘ die sehr interessanten Ergebnisse einer Umfrage unter älteren Einfamilienhauseigentümer_Innen im Kreis Steinfurt hinsichtlich deren Wohnsituation und Wohnwünschen vor. Besonders deutlich wurde die Unentschlossenheit der Eigentümer_Innen zur Aufgabe ihres bisherigen Wohnraums aus emotionalen Gründen trotz der Erkenntnis, dass dieser nicht wirklich ihren Bedürfnissen entspricht. Frau Spatz von der Arbeitsgruppe Arbeits- und Ingenieurpsychologie der TU Darmstadt sowie Herr Iovine vom Fraunhofer Institut für grafische Datenverarbeitung IGD stellten dann die bisherigen Ergebnisse des Projektes ‚AktVis‘ (www.aktvis.de) vor, mit dem Immobilieneigentümer_Innen auch mit Hilfe einer Visualisierung zukünftiger Bebauungsmöglichkeiten dazu angehalten werden, vorhandene Potenziale der Innenentwicklung zu nutzen. Der bei den Gesprächen mit den Immobilieneigentümer_Innen eingesetzte Multitouch-Tisch und die dort implementierte Softwareanwendung konnte während der Pause von den Teilnehmer_Innen auch praktisch erprobt werden.

Konferenz ‚Innen- & Außenentwicklung – Perspektiven für kleine und mittlere Kommunen‘ (Quelle: Eigene Aufnahme 2018)
Konferenz ‚Innen- & Außenentwicklung – Perspektiven für kleine und mittlere Kommunen‘ (Quelle: Eigene Aufnahme 2018)

Nach der Mittagspause konzentrierte sich der dritte Block auf die Frage, welche Fördermöglichkeiten für eine Innenentwicklung bestehen. Hierzu erläuterte zunächst Frau Ender-Eitelberg von der WIBank, der Förderbank von Hessen, die Unterstützungsmöglichkeiten innerhalb der Dorfentwicklung. Herr Eichberger von der NH ProjektStadt führte anschließend in die Städtebauförderung ein und animierte anhand praktischer Beispiele diese auf vergleichbare Herausforderungen zu übertragen. Frau Meyer-Marquardt vom Regionalmanagement Darmstadt-Dieburg zeigte im dritten Beitrag auf, wie LEADER als ein Förderinstrument zur Umsetzung von Innenentwicklung genutzt werden kann und welche Erfolge damit im Landkreis Darmstadt-Dieburg bereits erzielt werden konnten. Neben den konkreten Beispielen war besonders die finanzielle Unterstützung für Projekte der Innenentwicklung wichtig, die insbesondere bei kleinen Kommunen dringend nötig ist. Alle Folien der Vorträge können unter https://www.aktvis.de/konferenz/ heruntergeladen werden.

Im vierten Block wurden im Rahmen einer Podiumsdiskussion die Herausforderungen für mittlere und kleine Städte und Gemeinden im Kreis von Vertretern der kommunalen Spitzenverbände besprochen. Hierüber diskutierten Herr Gieseler (Hessischer Städtetag), Prof. Hilligardt (Hessischer Landkreistag) und Herr Schelze (Hessischer Städte- und Gemeindebund) sowie Vertreter von einzelnen Städten und Gemeinden: Herr Herling (Stadt Butzbach) und Bürgermeister Weber (Gemeinde Otzberg). Einhellige Schlussfolgerung aller Teilnehmer war, dass aufgrund fehlender Ressourcen (finanziell und personell) mittlere und kleine Städte und Gemeinden erhebliche Schwierigkeiten bei einer konsequenten und fortlaufenden Innenentwicklung haben und das gerade für kleine Gemeinden neue Formen der Unterstützung gefunden werden müssen, die diese erst in die Lage versetzen Innenentwicklung erfolgreich betreiben zu können. Die Diskussion war ein guter Abschluss der Konferenz, die neben den rechtlichen Vorgaben der Herausforderung Innenentwicklung und konkrete Umsetzungsbeispiele auch die Notwendigkeit der Sensibilisierung für die Thematik, der interkommunalen Zusammenarbeit und der konsequenten Umsetzung vor Ort aufzeigte, sodass eine Außenentwicklung vermieden werden kann.

Austausch in der Pause und Multitouchtisch (Quelle: Eigene Aufnahme 2018)
Austausch in der Pause und Multitouchtisch (Quelle: Eigene Aufnahme 2018)